Leitbild

Leitbild der Freiburger Pflegeschule der Dreisam sozialmedizinische Pflegebetriebe und der DRK Landesschule Baden-Württemberg gGmbH

Die Freiburger Pflegeschule ist eine Bildungseinrichtung der Dreisam sozialmedizinische Pflegebetriebe gGmbH und der DRK Landesschule Baden-Württemberg gGmbH.

Zielsetzung

  • Das Leitbild soll allen Mitarbeitenden der Bildungseinrichtung Handlungsorientierung geben, sowie bei Entscheidungen und Prioritätensetzungen im Arbeitsalltag unterstützen
  • Das Leitbild dient als Grundlage und Orientierung für die Erarbeitung standardisierter Prozesse
  • Das Leitbild dient der Identifikation der Mitarbeitenden mit der Bildungseinrichtung
  • Das Leitbild zeigt das gewählte Selbstbild der Bildungseinrichtung nach außen
  • In Zusammenarbeit mit den Auszubildenden soll eine fundierte, anwendungsorientierte und qualifizierte Ausbildung gestaltet werden
  • Die Auszubildenden sollen mit allen erforderlichen Qualifikationen für die individuelle Betreuung, Begleitung, Beratung und Pflege von Menschen aller Altersstufen ausgestattet werden
  • Die Auszubildenden sollen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung während der Ausbildung gefördert und begleitet werden
  • Die Auszubildenden sollen so ausgebildet werden, dass sie komplexe Situationen wahrnehmen und erfassen können, Zusammenhänge herstellen können, fachlich
    korrekt reagieren können und umfassend und ganzheitlich zum Wohle der zu pflegenden Menschen handeln können
  • Die Reflexionsfähigkeit der Auszubildenden soll dahingehend gefördert werden, dass das eigene Handeln und erlebte Situationen reflektiert und ggf. ein Anpassungsprozess vorgenommen werden kann

Pflege- und Berufsverständnis

Mit dem Pflegeberufegesetz (PflBG, 2017) und der Pflegeberufe-Ausbildungs- und – Prüfungsverordnung (PflAPrV, 2018) wird ein berufliches Selbstverständnis zum Ausdruck gebracht, in dem der Pflegeberuf als eigenständiger Beruf mit spezifischen Aufgaben verstanden wird. Einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der Pflegeberufe stellt hierbei die gesetzliche Verankerung von vorbehaltenen Tätigkeiten im PflBG dar:
„Die pflegerischen Aufgaben im Sinne des Absatzes 1 umfassen

  1. die Erhebung und Feststellung des individuellen Pflegebedarfs nach § 5 Absatz 3 Nummer 1 Buchstabe a,
  2. die Organisation, Gestaltung und Steuerung des Pflegeprozesses nach § 5 Absatz 3 Nummer 1 Buchstabe b sowie
  3. die Analyse, Evaluation, Sicherung und Entwicklung der Qualität der Pflege nach § 5 Absatz 3 Nummer 1 Buchstabe d.“

Konkret bedeutet dies, dass diese Aufgaben alleinig der Berufsgruppe der Pflegefachfrauen/-männer unterliegen und somit einen weiteren Schritt hin zur Professionalisierung der Pflege darstellen. Das Tätigkeitsgebiet umfasst hierbei alle Versorgungsstrukturen (stationär, teilstationär, ambulant und Langzeitpflege) sowie Menschen aller Altersgruppen und deren An- und Zugehörige. Dies bedeutet ebenfalls, dass sich Pflegende auch immer in einem Hintergrund intraprofessionellen Team bewegen und hierbei die pflegerische Perspektive zur Förderung der Autonomie und Lebensqualität des Pflegeempfängers einbringen.

Pflege umfasst somit „… präventive, kurative, rehabilitative, palliative und sozialpflegerische Maßnahmen zur Erhaltung, Förderung, Wiedererlangung oder Verbesserung der physischen und psychischen Situation der zu pflegenden Menschen, ihre Beratung sowie ihre Begleitung in allen Lebensphasen und die Begleitung Sterbender. Sie erfolgt entsprechend dem allgemein anerkannten Stand pflegewissenschaftlicher, medizinischer und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse auf Grundlage einer professionellen Ethik. Sie berücksichtigt die konkrete Lebenssituation, den sozialen, kulturellen und religiösen Hintergrund, die sexuelle Orientierung sowie die Lebensphase der zu pflegenden Menschen. Sie unterstützt die Selbstständigkeit der zu pflegenden Menschen und achtet deren Recht auf Selbstbestimmung.“ (PflBG, §5, Abs.2)

Wichtige Grundlagen für das oben genannten Pflegeverständnis bilden hierbei der ICN, eine Grundhaltung der Empathie, Kongruenz und Akzeptanz sowie der Bereitschaft sich fort- und weiterzubilden. Neben einer subjekt- und interaktionsorientierte Zugangsweise orientiert sich pflegerisches Handeln somit auch immer an individuellen biographischen Erfahrungen der zu pflegenden Menschen, ihrem subjektiven Erleben, ihren Emotionen und lebensgeschichtlich erworbenen Handlungs- und Deutungsmustern.

Um den komplexen Aufgaben im Berufsalltag gerecht werden zu können, darf nicht nur die Gesundheit der zu pflegenden Menschen und deren An- und Zugehörigen im Fokus stehen, sondern auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Gesundheit und Gesunderhaltung. Aus diesem Grund werden in den Curricularen Einheiten auch immer wieder Angebote zur persönlichen Gesundheitsförderung der Auszubildenden gemacht und bewusst Zeit und Raum geschaffen um sich über ethische Spannungsfelder reflektieren und austauschen zu können.

Lehr- und Lernverständnis

Lernen ist ein aktiver, selbstgesteuerter Prozess und findet vor dem Hintergrund subjektiver Lerngründe statt. Lernen lässt sich nicht nur als kognitive Aneignung beschreiben, sondern auch als körper-leibliche und emotionale Erfahrung. Lehren bedeutet entsprechend, einen Prozess der Verständigung über Bedeutungen anzuregen bzw. Lernumgebungen so zu gestalten, dass subjektive Bedeutungen entdeckt, mit anderen verglichen, beibehalten oder modifiziert werden können und somit Lernen ermöglicht wird.

Nach dem Lehrverständnis der Freiburger Pflegeschule nehmen Lehrkräfte je nach Situation und Lernanlass unterschiedliche Rollen ein, welche im Folgenden kurz dargestellt werden:

  1. Lehrkraft als Vorbild und Wertevermittler Dies bedeutet, dass Lehrende die im Pflege- und Berufsverständnis vermittelten Werte vorleben und sich ihrer Rolle als Orientierungspunkt für die Lernenden bewusst sind.
  2. Lehrkraft als Wissensvermittler/Experte Lehrende sind Experten für die Thematik und geben einen Wissensinput.
  3. Lehrkraft als Lernprozessgestalter Damit Lernprozesse und vor allem auch selbständiges Lernen stattfinden können ist es bedeutsam eine lernförderliche Atmosphäre herzustellen, Lernsituationen zu erstellen, die ein aktives und selbständiges Lernen und Arbeiten ermöglichen sowie die Reflexion und Evaluation zu strukturieren.
  4. Lehrkraft als Lernprozessbegleiter Lehrende sind Ansprechpartner und Berater und tragen so zum Kompetenzerwerb und einem lebenslangen Lernen der Auszubildenden bei.
  5. Lehrkraft als Bewerter Jede Lehrkraft sollte sich darüber bewusst sein, dass es sich im Lehrer-Lerner-Verhältnis immer um eine asymmetrische Beziehung handelt. Um eine Akzeptanz der Bewertungen und somit eine Weiterentwicklung auf Seiten der Lernenden zu erreichen, wird es als wichtig angesehen die Anforderungen und Kriterien zur Leistungsbewertung von Anfang an transparent zu machen.

Um den Auszubildenden den Übergang vom bisherigen Lernen in Form von Fächern zu erleichtern, wird direkt zu Beginn der Ausbildung im Rahmen der CE 01/1/2 das Thema „Lernen lernen“ aufgegriffen sowie die digitalen Lernangebote vorgestellt.

Die Mitarbeitenden der Freiburger Pflegeschule gestalten mit den Auszubildenden eine offene, positive und angenehme Lernatmosphäre, damit diese sich in der Bildungseinrichtung persönlich entfalten und entwickeln können. Sie sollen Freude am Lernen haben und motiviert und engagiert die Inhalte der Pflegeausbildung erlernen. Dazu wenden die Mitarbeitenden vielfältige Lernformate und Medien an, die vor allem kommunikationsfördernd, gruppendynamisch fördernd sowie praxisbezogen sind.

Der pädagogische Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Wahrnehmungsprozessen zur fachlich korrekten Einschätzung von pflegerischen Situationen und zum Erkennen von fachlichen Zusammenhängen. Die Auszubildenden werden ermutigt, Erfahrungen zu sammeln und auch durch Fehler zu lernen. Die Fehlerkultur wird dadurch geprägt, dass Fehler menschlich sind und zum Lernen dazugehören. Die Auszubildenden werden durch angemessene und dem Ausbildungsstand entsprechenden Herausforderungen konfrontiert und können dabei ihre Stärken entwickeln und ihren weiteren Lernbedarf identifizieren. Regelmäßige Lernstandsgespräche dokumentieren diese Entwicklung. Durch das exemplarische Lernen erfolgt eine tiefe Auseinandersetzung mit pflegerischen Handlungssituationen, welches den Auszubildenden darüber hinaus die Fähigkeit zur Konkretisierung, Abstrahierung und Analogienbildung ermöglicht.

Die gesamte Ausbildung wird als einen Prozess angesehen, der sich stetig verändert und welcher kontinuierlich evaluiert und gestaltet wird. Ausgehend von der schulischen Planung, steigert sich der Anspruch an das komplexe und vernetzte Denken innerhalb der Ausbildung. Bei diesem Prozess werden die Auszubildenden von allen Mitarbeitenden begleitet, jedoch werden sie auch mit dem Anspruch konfrontiert, immer eigeninitiativer, selbstorganisierter und selbstreflexiver zu arbeiten.

Wertevorstellungen

Die Basis der täglichen Arbeit innerhalb der Freiburger Pflegeschule ist das gegenseitige Vertrauen. Es wird eine Form der Zusammenarbeit praktiziert, bei der durch das Beachten von festgelegten Prozessen ein rücksichtsvolles Miteinander bei gleichzeitig hoher Eigenverantwortlichkeit erreicht werden kann.

Auf eine regelmäßige, respektvolle und wertschätzende Kommunikation wird großer Wert gelegt. Der Austausch im Team und mit den Auszubildenden eröffnet für alle Beteiligten die Möglichkeit des gegenseitigen Verständnisses und des eigenen Perspektivwechsels. So können Konflikte vermieden werden, die auf Missverständnissen beruhen.

Ein sozialer, ehrlicher und einfühlsamer Umgang miteinander ist selbstverständlich. Dies wird auch von den Auszubildenden erwartet, da dieser Umstand die Lernatmosphäre entscheidend prägt. Konflikte und Differenzen werden auf eine angemessene und wertschätzende Art und Weise bearbeitet und ernst genommen. Hilfsbereitschaft, Akzeptanz, gegenseitige Achtung und Toleranz sind die Basis des täglichen Miteinanders in der Freiburger Pflegeschule. Die Einzigartigkeit jedes Individuums soll geschätzt und als Nutzen für die Gemeinschaft angesehen werden. Es wird ein ganzheitliches Menschenbild vertreten. Die Ausbildung und Förderung sozialer Kompetenzen, welche den Grundpfeiler für die Berufsgruppe der Pflegenden darstellt, wird stringent verfolgt.

Um professionelle Pflege durchführen zu können, bedarf es einer hohen Fachlichkeit. Diese wird den Auszubildenden durch Unterrichte, die von Fachdozenten, Experten und Berufspädagogen gestaltet werden, nahegebracht. Das multiprofessionelle Team unterstützt sich gegenseitig und fördert die Auszubildenden durch die Zusammenführung vielfältiger Kompetenzen und Potentiale. Regelmäßige Fort- und Weiterbildungen garantieren stets die Weitergabe von Inhalten, die auf dem aktuellen Stand der Wissenschaften sind. Zudem werden die Unterrichte, die Lehrmaterialien und das Curriculum regelmäßig evaluiert, sodass auch in der Unterrichtsplanung ein ständiger Verbesserungsprozess sowie eine qualitative Steigerung garantiert werden kann.

Die Freiburger Pflegeschule sieht ihren Bildungsauftrag in der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands begründet. Es werden Pflegende ausgebildet, welche sich den gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem demographischen Wandel, der steigenden Anzahl Pflegebedürftiger und Kranker, der stark wachsenden Zahl dementiell erkrankter Menschen, der Zunahme ambulanter Versorgungen, der sich stetig ausweitenden Medizintechnik und der wachsenden Ansprüche an die Kompetenzen der Pflegenden ebenso stellen und sie als Herausforderung und Ansporn sehen, als auch den Weiterentwicklungen in der Pflege. Durch Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein bildet die Freiburger Pflegeschule Pflegende der Zukunft aus, welche eine qualitativ hochwertige Pflege erbringen können und die Bedeutsamkeit des lebenslangen Lernens verinnerlicht haben.